Aneurysma Clipping oder Coiling im Gehirn? (2024)

Aneurysma Clipping oder Coiling im Gehirn? (1)

Aneurysma Clipping oder Coiling ist sowohl bei einem Zufallsbefund, als auch im Notfall bei einer Subarachnoidalblutung, eine wichtige Frage. Vor- und Nachteile beider Behandlungen werden in diesem Artikel einfach erklärt!

Inhalt

Was ist ein Aneurysma?

Ein Aneurysma ist eine pathologische Erweiterung oder Ausbuchtung eines Blutgefäßes (Arterie), die durch eine Schwäche in der Gefäßwand verursacht wird. Diese Schwäche kann zu einer ballonartigen Ausdehnung führen.

Dabei können diese in verschiedenen Teilen des Körpers auftreten. Am häufigsten findet man sie aber in der vom Herzen ausgehenden Hauptschlagader (Aorta) und in den Arterien des Gehirns.

Aneurysmen können gefährlich sein, weil sie das Risiko eines Risses oder – noch schlimmer – einer Ruptur bergen. Wenn ein Aneurysma reißt, kann dies zu schweren, lebensbedrohlichen Blutungen führen. Daher ist es wichtig, Aneurysmen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Mögliche Behandlungsmethoden umfassen die mikrochirurgischen Eingriffe oder endovaskulären Verfahren. Bei endovaskuläre Verfahren (konventionelle Angiografie) wendet man minimalinvasive Techniken mittels „Drahtpakete“ an, um das Aneurysma zu reparieren oder zu stabilisieren.

Unterschied rupturiertes und asymptomatisches Aneurysma

Der Hauptunterschied zwischen einem rupturierten und einem asymptomatischen Aneurysma liegt in ihrem Zustand und ihren Auswirkungen auf den Körper.

Dabei ist das asymptomatische Aneurysma eine abnormale Erweiterung eines Blutgefäßes ohne Riss, das keine Symptome verursacht. Oft wird ein solches Aneurysma als Zufallsbefund, beispielsweise durch bildgebende Verfahren, die aus anderen Gründen durchgeführt werden, entdeckt.

Trotz der Tatsache, dass diese Pathologien keine unmittelbaren Beschwerden verursachen, können sie potenziell gefährlich werden. Gefährlich sind sie, wenn sie weiter wachsen und das Risiko einer Ruptur steigt. Aus diesem Grund überwacht man solche Patienten engmaschig, um das Wachstum zu verfolgen und rechtzeitig therapeutische Maßnahmen zu ergreifen.

Unter einem rupturierten oder symptomatischen Aneurysma versteht man ein solches, das bereits gerissen ist. Dies führt zu einer massiven Blutung im Hirnnervenwasser (Liquor), die einen medizinischen Notfall darstellt und dementsprechende Symptome auslösen kann.Eine Subarachnoidalblutung (SAB)äußert sich durch plötzlich starke Kopfschmerzen, Bewusstseinsverlust und neurologische Ausfälle wie Lähmungen oder Sprachstörungen.

Zusammengefasst ist ein asymptomatisches Aneurysma eine stille Gefäßausweitung ohne aktuelle Symptome, während ein rupturiertes Aneurysma eine akute, lebensbedrohliche Komplikation darstellt, die sofortige medizinische Behandlung erfordert.

Clipping und Coiling einfach erklärt

Ziel der Behandlung eines Aneurysmas ist bei beiden Methoden, das Risiko eines Gefäßrisses zu verringern und eine SAB oder ein weiter Bluten zu verhindern.

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Clipping

Unter Clipping versteht man einen chirurgischen Eingriff zur Behandlung von Hirnaneurysmen. Bei diesem Verfahren wird dieses von der Blutzirkulation ausgeschlossen, um eine Ruptur zu verhindern.

Dabei verschafft sich der Neurochirurg Zugang zum Gehirn, indem er einen Teil des Schädels eröffnet (Kraniotomie). Nachdem er das betroffene Blutgefäß lokalisiert hat, bringt er einen kleinen Metallclip am Hals des Aneurysmas an. Der mikrochirurgische Clip besteht normalerweise aus Titan und funktioniert wie eine Klammer, die den Blutfluss in das Aneurysma stoppt (Verschluss). Dadurch reduziert sich das Risiko einer Ruptur komplett.

Coiling

Das endovaskuläre Coiling ist ein minimalinvasives Verfahren über eine Angiografie zur Behandlung von Hirnaneurysmen. Beim Coiling wird das Aneurysma von innen her verschlossen, um das Risiko einer Ruptur (Hirnblutung) zu minimieren.

Die endovaskuläre Therapie beginnt mit einem kleinen Hautschnitt in der Leistengegend, danach führt man einen dünnen Katheter in eine große Arterie. Unter Röntgenkontrolle wird der Katheter durch das Gefäßsystem bis zum betroffenen Gehirngefäß vorgeschoben.

Durch den Katheter platziert man kleine Platinspiralen (Coils) in das Aneurysma. Die Spirale rollt sich daraufhin schonend im Gefäß auf und füllt es aus. Dadurch fördert sie die Bildung von Blutgerinnseln im Inneren des Aneurysmas, wodurch es von der normalen Blutzirkulation ausgeschlossen wird. Danach wird der Katheter entfernt und der Einschnitt in der Leistengegend geschlossen.

Das endovaskulären Coiling gilt als eine weniger invasive Alternative zum neurochirurgischen Clipping und hat den Vorteil, dass es keine offene Schädeloperation erfordert. Eindeutige Vorteile der endovaskulären Behandlung intrakranieller Aneurysmen erlangen Patienten, die aufgrund von Alter oder Gesundheitszustand nicht für eine offene Operation geeignet sind. Die Art der Eingriffe zur Behandlung eines Aneurysmas entscheidet primär der klinische Zustand des Patienten.

In einer siebenjährigen Studie fand man heraus, dass Patienten mit rupturierten intrakraniellen Aneurysmen deutlich vom Aneurysma Coiling bei richtiger Auswahl profitierten.

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Vorteile und Auswahlkriterien für operatives Clipping

Das mikrochirurgische Clipping bietet eine dauerhafte Lösung, da der Clip mechanisch das Aneurysma verschließt und somit die Wahrscheinlichkeit einer Rezidivbildung minimiert.

Der Chirurg hat während des Eingriffs direkten Zugang zum Aneurysma und kann umliegende Gefäße und Strukturen genau inspizieren und manipulieren. Dieses Verfahren kann für bestimmte komplexe oder große Aneurysmen geeigneter sein, die gut zugänglich an der mittleren Hirnarterie liegen (Arteria cerebri media) oder eine schwierige Form haben. Nach dem Setzen des Clips wird das Aneurysma sofort von der Blutzirkulation ausgeschlossen.

Auswahlkriterien für das Clipping setzen sich aus mehreren Faktoren zusammen und wird vor Start der Behandlung mittels einer Angiografie abgeklärt.

Vor allem jüngere Patienten oder solche in guter allgemeiner Verfassung können besser für die offene Chirurgie geeignet sein, da sie die Erholungsphase und das Risiko einer Operation besser tolerieren können.

Aneurysmen, die sich in gut zugänglichen Bereichen des Gehirns befinden, bereits rupturiert sind, eine kompliziertere Form aufweisen oder solche, die mittels Coiling schwer zu behandeln sind, können für Clipping besser geeignet sein.

Die Präferenzen des Patienten, vorherige medizinische Behandlungen und individuelle Risikofaktoren sind zu berücksichtigen.

Das Clipping ist eine bewährte Methode zur Behandlung von Aneurysmen und hat den Vorteil, dass es in der Regel dauerhaft ist. Es erfordert jedoch eine offene Operation am Gehirn, was mit bestimmten Risiken und einer längeren Erholungszeit verbunden sein kann.

Vorteile und Auswahlkriterien für intrakranielles Coiling

Unter den Hauptvorteilen des Coilings lässt sich der Verzicht auf den offenen chirurgischen Eingriff (Minimalinvasivität), das reduzierte Risiko für Infektionen, die schnellere Genesung und die Tatsache, dass es sich für ältere oder gesundheitlich beeinträchtigte Patienten als sicherere Option entpuppt, aufzählen.

Deswegen gestalten sich die Auswahlkriterien auch dementsprechend.

Coiling ist häufig besser geeignet für ältere Patienten oder solche mit Begleiterkrankungen, die das Risiko einer offenen Operation erhöhen. Es wird bei Aneurysmen angewandt, die tief im Gehirn liegen oder schwer zugänglich sind, einen schmalen Hals besitzen oder bereits rupturiert (in Notfallsituationen) vorliegt.

Die Entscheidung darüber, auf welche Weise man ein Aneurysma behandelt, bespricht ein multidisziplinären Team nach Anwendung einer CT- oder am besten konventionellen Angiographie. Das Team berücksichtigt die individuellen klinischen Merkmale und Präferenzen des Patienten.

Intensivaufenthalt, Genesung und Überlebenschancen bei Aneurysmen

Intensivaufenthalt, Genesung und Überlebenschancen bei Aneurysmen können stark variieren, abhängig von Faktoren wie den Schweregrad (Hunt & Hess Klassifikation), ob es rupturiert ist oder nicht, dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten und der Art der durchgeführten Behandlung.

So gestalten sich Intensivaufenthalte beim unrupturierten Aneurysma nach der Behandlung mittels Coil generell kürzer als beim Clipping. Litt der Patient unter einem rupturierten Aneurysma, gestaltet sich die Nachsorge oft länger und komplizierter und erfordert nicht selten Zusatzbehandlungen.

Die Überlebenschancen bei der Behandlung eines unrupturierten Aneurysmas sind in der Regel hoch, insbesondere wenn man das Aneurysma rechtzeitig entdeckt und behandelt. Beim rupturierten Fall gestalten sich diese geringer und sind vor allem von der Schnelligkeit der medizinischen Intervention, dem Ausmaß der Blutung und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten abhängig.

Etwa ein Drittel der Patienten mit einer Subarachnoidalblutung durch ein rupturiertes Aneurysma überlebt ohne signifikante neurologische Defizite. Ein weiteres Drittel überlebt mit schweren Beeinträchtigungen, und ein Drittel stirbt an den Komplikationen der Ruptur.

Die individuelle Prognose hängt stark von den spezifischen Umständen jedes Patienten ab, und die engmaschige Zusammenarbeit mit einem medizinischen Team ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung und Genesung.

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